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Graswurzelbewegung: Wofür steht der Begriff?

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Geschrieben von Wolfgang Wittmann

Definition: Was ist eine Graswurzelbewegung?

Eine Graswurzelbewegung ist in der Regel eine Protestbewegung wie beispielsweise gegen Rassismus oder für den Klimaschutz.
Doch wofür steht “Graswurzel”? Die Graswurzel steht für die allgemeine Bevölkerung, aus welcher Graswurzelbewegungen entspringen. Die Bewegungen können politische wie gesellschaftliche Hintergründe haben.
Synonym wird eine Graswurzelbewegung auch als Bürgerinitiative oder Bürgerbewegung bezeichnet.

Was ist Graswurzel-Journalismus?

Graswurzel-Journalismus steht für Medien, durch die Bürger an kritischen Themen teilnehmen können. Das müssen nicht unbedingt Zeitungen, sondern können auch Videos, Podcasts oder Blogs sein.

Wie funktionieren Graswurzelbewegungen und was bezwecken sie?

Graswurzelbewegungen gehen meist kritische, “gesellschaftsaufrüttelnde” Ereignisse oder Diskussionen voraus. 
Reagiert die Politik / das Unternehmen nicht den Bürgerinteressen entsprechend oder gar nicht, wird die Bewegung aktiv. Gleichgesinnte bzw. Befürworter der Thematik vernetzen sich. Das geht heute durch das Internet und soziale Medien leichter als früher.
Über Protestmärsche, Petitionen etc. wird versucht, die Aufmerksamkeit der Masse für das Thema zu gewinnen. 
Ist das geschafft, kann darüber Druck auf die entscheidenden Institutionen (Politik, Unternehmen) ausgeübt werden.

Ziel von Graswurzelbewegungen ist es, eine Änderung bzw. Verbesserung zu erreichen. Politik, Unternehmen und/oder die Gesellschaft sollen ihr Handeln überdenken, anpassen bzw. Maßnahmen erwirken, die eine Verbesserung zur Folge haben.

Beispiele für Graswurzelbewegungen

  • Black Lives Matter: 2012 erschoss George Zimmerman – vorgeblich aus “Notwehr” – den afroamerikanischen Highschool-Schüler Trayvon Martin, der sich auf dem Heimweg vom Supermarkt befand. Der Todesfall und seine Umstände waren mehr als umstritten. 2013 wurde Zimmerman freigesprochen. Nach dem Freispruch verbreitete sich in den sozialen Medien der Hashtag #blacklivesmatter. Die Bewegung Black Lives Matter gründeten Alicia Garza, Opal Tometi und Patrisse Cullors. Sie setzt sich gegen Gewalt gegen People of Color ein. Regelmäßig – bedingt auch durch immer wieder stattfindende Todesfälle anderer Afroamerikaner durch die Polizei (2020 George Floyd) – organisiert die Bewegung Proteste gegen Rassismus, Polizeigewalt und Racial Profiling.
  • Fridays for Future: Die Protestbewegung Fridays for Future rief die damals 15-jährige Greta Thunberg ins Leben. Über einen Zeitraum von drei Wochen setzte sie sich – statt in den Unterricht – freitags mit einem Schild, auf dem “Schulstreik fürs Klima” stand, vor das Reichstagsgebäude in Stockholm. Sie kündigte in den sozialen Medien an, das so lange fortzusetzen, bis sich eine Änderunge hinsichtlich des Klimaschutzes zeige. Hier nutzte sie erstmals den Hashtag #fridaysforfuture. Die Aktion erreichte internationale Aufmerksamkeit. Inzwischen ist die Bewegung global und hat diverse Unterstützergruppen hervorgebracht. Die Bewegung protestiert nach wie vor für den Klimaschutz bzw. den diesbezüglich mangelnden Handlungen seitens der Politik.
  • „Business of War Letter“: 2018 protestierten tausende Angestellte von Google innerhalb des Unternehmens in Form eines Protestbriefes. Google hatte zuvor einen Vertrag mit dem Pentagon unterzeichnet. Das Unternehmen sollte ein Programm für künstliche Intelligenz entwickeln, das Drohnen-Videomaterial (“Project Maven”) bewerten kann. 
    Im Brief forderten die Mitarbeiter den CEO von Google auf, die Zusammenarbeit mit der Regierung zu beenden und sich offiziell gegen die Entwicklung von Kriegstechnologie auszusprechen. Google beschwichtigte zunächst damit, dass es bei “Project Maven” um das Retten von Leben ginge. Später wurde diesbezüglich der Vertrag zwar nicht direkt gekündigt, doch aber zumindest nicht verlängert. Eine offizielle Stellungnahme, wie im Brief gefordert, fand nicht statt.

Graswurzelbewegungen in Unternehmen

Neben Graswurzelbewegungen im Allgemeinen können diese auch in Unternehmen bzw. Organisationen entstehen.
Auch hier soll auf Missstände aufmerksam gemacht und Bestehendes verbessert werden.
Im Rahmen des Unternehmens finden sich Mitarbeiter zusammen. Beispielsweise in Form von Protestbriefen oder auch über soziale Netzwerke versuchen sie, Aufmerksamkeit für das Thema wie ein Umdenken in der Führungsriege zu erreichen.
Ein Beispiel für eine Graswurzelbewegung in einem Unternehmen ist der oben erwähnte “Business of War Letter“ an Google.

Im besten Fall sucht das Unternehmen hier die offene Kommunikation mit den Mitarbeitern. Gemeinsam sollten Lösungswege erarbeitet werden.
Der Worst Case wäre, wenn das Unternehmen die Bewegung ignorieren oder gar versuchen würde, diese “mundtot” zu machen. Eine solche Reaktion zieht weitere negative Reaktionen nach sich. Schlimmstenfalls wird die Angelegenheit und der Umgang damit öffentlich. Das wiederum kann der Reputation des Unternehmens immens schaden.

Graswurzelbewegungen versus Astroturfing

Graswurzelbewegungen entstehen, wie eingangs erläutert, aus der Bevölkerung heraus. 
Astroturfing-Bewegungen werden hingegen – versteckt – von Politikern oder Unternehmen ins Leben gerufen. Sie sind manipulativ. Astroturfing dient dem Zweck, die eigenen Interessen der Initiatoren durchzusetzen.
Graswurzelbewegungen können viel Kraft haben, haben es aber in der Regel schwieriger als künstliche Bewegungen, groß zu werden. Letztere verfügen über mehr finanzielle Mittel, mittels der die Bewegung angetrieben werden kann.

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