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Candystorm: Was steckt dahinter?

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Geschrieben von Wolfgang Wittmann

Definition: Was ist ein Candystorm?

Ein Candystorm ist das Gegenteil eines Shitstorms. Im Rahmen eines Candystorms wird einer Person, einer Organisation oder einem Unternehmen eine Flut an Zuspruch zuteil. Das kann durch positive Berichterstattung wie auch durch positive Nutzerkommentare, Tweets o.Ä. geschehen. Lob und Nettigkeiten stehen auf der Tagesordnung.
Wie auch der Shitstorm findet der Candystorm In der Regel online statt.
Als Synonym zu Candystorm kursierte ursprünglich auch der Begriff “Flauschstorm”.

Wie funktioniert ein Candystorm?

Bei einem Candystorm erhält ein Individuum durchweg positives Feedback.
Diese Nettigkeiten kommen bei weiteren Nutzern bzw. Lesern so gut an, dass sie gleichziehen möchten und sich bemüßigt fühlen, selbst einen freundlichen Kommentar zu hinterlassen.

So entstehen immer mehr nette Kommentare, die zu einem Candystorm führen. Der Beitrag erfährt eine immer größere Aufmerksamkeit. U.U. wird sogar in den Medien darüber berichtet.

Wie auch der Shitstorm übt der Candystorm einen nicht unbeträchtlichen öffentlichen Druck aus, wie sich an den nachfolgendem Beispiel ablesen lässt.
Auf Verbesserungsvorschläge im Rahmen eines Candystorm sollte das betroffene Individuum dennoch unbedingt reagieren, damit sich der Candy- nicht in einem Shitstorm verwandelt.

Beispiele für einen Candystorm

  • 2012 belegte die Parteivorsitzende der Grünen Claudia Roth in der Wahl der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2012 nur den vierten Platz. Die Neuwahl für den Vorsitz in der Partei stand direkt bevor. Die Sorge war also groß, dass die Vorsitzende aufgrund des enttäuschenden Ergebnisses zurücktreten würde. Die öffentliche Reaktion blieb nicht lang aus. Auf Twitter wurde sie vielfach für ihre Arbeit gelobt. Darüber hinaus wurde sie direkt aufgefordert wieder für den Vorsitz zu kandidieren. In der darauffolgenden Wahl zur Vorsitzenden stimmten über 80 % für Claudia Roth.
    Dies war auch die Geburtsstunde des Begriffs “Candystorm”.
  • Auch Edward Snowden war “Betroffener” eines Candystorms. 2013 wurde eine Petition zur Begnadigung Snowdens erstellt. Damit eine Petition durch das Weiße Haus überhaupt eine Reaktion erfährt, muss diese binnen 30 Tagen mindestens 100.000 Unterschriften vorweisen können. Noch lange vor Ablauf des Zeitlimits konnten mehr als ausreichend Unterschriften gesammelt werden. Auf Twitter entstand dazu u.a. der Hashtag snowstorm22 um Snowden in Deutschland Asyl zu gewähren. Auch die Medien berichteten darüber.

Candystorm PR – kann ich das für mein Unternehmen umsetzen?

Einen Candystorm selbst in die Wege zu leiten, ist nicht so leicht. Dazu sind Reaktionen zu schwer vorhersehbar und Gemüter nicht steuerbar.
Weiterhin bleibt das Risiko, dass es u.U. die Masse den künstlich herbeigeführten Candystorm als Manipulation empfinden könnte und das entsprechend übel nehmen könnte (Gefahr eines Shitstorms).

Grundsätzlich kann es helfen, auf Kritik offen und zeitnah zu reagieren. Weiterhin sollten nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen kommuniziert werden. Auch so können allgemeine Sympathien gewonnen werden.

In der Regel bedeutet jedoch ein Candystorm für ein Unternehmen überwiegend Vorteile.

Der “krasse” Gegensatz: Shitstorm vs. Candystorm

Im Rahmen eines Shitstorms hagelt es anstelle von Lob oder Nettigkeiten Beleidigungen und hasserfüllte Kommentare. Hier geht es selten sachlich zu, sondern wird es schnell persönlich in unschöner Art und Weise. Tendenziell entstehen Shitstorms schneller als Candystorms.
Fatal ist es dann als Betroffener gar nicht zu reagieren, zu zensieren oder Erwiesenes abzustreiten.

Positivbeispiel Pril – wie aus einem Shitstorm ein Candystorm wird

Ein gelungenes Beispiel wie ein Shitstorm in einen Candystorm umgewandelt werden kann, ist der Shitstorm um Pril 2011.
Das Unternehmen rief zu einem Wettbewerb auf, in dessen Rahmen Teilnehmer das Etikett für die Spülmittelflasche neu entwerfen sollten. Auf die ersten Plätze wurden von der Öffentlichkeit zu Prils Missfallen keine Blümchen gewählt, sondern ein ironisch gemeintes Etikett mit der Aufschrift “Schmeckt lecker nach Hähnchen.” 

Die Juroren entschieden sich dennoch gegen besagtes Etikett, weil dieses nicht zum Sortiment passe. Der Startschuss für den Pril Shitstorm.

Aber anstatt sich nun aus der Kommunikation zu nehmen, kommunizierte Pril weiter offen mit der kritischen Öffentlichkeit. Als Wiedergutmachung brachte dann Pril schlussendlich sogar eine Edition mit einem ähnlich “nicht zum Sortiment passenden” Etikett heraus.
Die Reaktionen darauf war durchweg positiv und die Edition schnell ausverkauft.

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